Fast jede:r hat schon einmal in der Mittagspause oder nach Feierabend eine berufliche E-Mail oder eine WhatsApp-Nachricht an Kolleg:innen gesendet. Gelegentlich ist das kein Problem, doch das Mischen von Beruflichem und Privatem sollte nicht zur Routine werden. Das Trennen dieser beiden Sphären ist oft entscheidend für deine Produktivität und mentale Gesundheit.
Du kannst einen Anfang machen, indem du die Idee der „Arbeitsfamilie“ kritisch hinterfragst. Denn: Dieses Konzept kann zu unrealistischen Erwartungen und übermäßigen persönlichen Opfern und Grenzüberschreitungen führen.
In den folgenden Abschnitten erfährst du, was problematisch an der Idee der Arbeitsfamilie ist, warum Grenzen so wichtig sind, und wie du sie effektiv umsetzen kannst.
Die Falle der „Arbeitsfamilie“
Das Konzept der „Arbeitsfamilie“ hat sich in vielen Unternehmen als Idee oder Wording eingeschlichen. Das ist problematisch, denn es vermischt die Grenzen von Privat- und Berufsleben nicht bloß auf der sprachlichen Ebene: Das Konzept suggeriert, dass Menschen in einem Unternehmen nicht nur Kolleg:innen, sondern auch wie eine Familie sind. Ein schiefer Vergleich, denn die familiäre Bindung involviert persönliche Emotionen und Erwartungen, die im beruflichen Kontext zu Konflikten und Überforderungen führen können, wenn sie unreflektiert übernommen werden.
Wenn du deine Vorgesetzten und Kolleg:innen als Arbeitsfamilie begreifst, kann das folgende negative Auswirkungen haben:
• Unrealistische Erwartungen: In einer sogenannten Arbeitsfamilie können die Erwartungen an die Loyalität und das Engagement der Mitarbeiter:innen über das übliche Maß hinausgehen. Doch wenn du deine persönlichen Bedürfnisse ständig hinter beruflichen Anforderungen stellst, führt das zu Unzufriedenheit und dem Gefühl, ausgenutzt zu werden.
• Übermäßige persönliche Opfer: Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben können in einer Arbeitsfamilie leicht verschwimmen. Dies führt dazu, dass Mitarbeiter:innen häufig länger arbeiten oder in ihrer Freizeit erreichbar sein müssen, was zu Stress und Burnout beitragen kann. Ohne klare Grenzen ist die ständige Verfügbarkeit die Norm, anstatt die Ausnahme zu sein.
• Psychologische Konsequenzen: Forschende und Studien weisen darauf hin, dass die Verschmelzung von professionellen und familiären Rollen am Arbeitsplatz emotionale Konflikte verursachen kann. Mitarbeiter:innen fühlen sich schuldig, wenn sie berufliche Anforderungen ablehnen, oder sie erleben Stress und Angstzustände, weil sie glauben, den familiären Erwartungen am Arbeitsplatz nicht gerecht zu werden.
Bedeutet: Sieh deine Kolleg:innen als das, was sie sind: geschätzte Kolleg:innen statt Menschen aus deinem Privatleben.
Die Bedeutung gesunder Grenzen
Schauen wir uns die Vorteile klarer Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben genauer an:
Mentale und emotionale Gesundheit: Klare Grenzen helfen, Stress, Überforderung und emotionale Erschöpfung zu vermeiden. Wenn du dir bewusst Pausen gönnst und die Arbeit nicht ständig ins Private mitnimmst, schützt du langfristig deine psychische Stabilität.
Beispiel: Wenn du dich nach Feierabend bewusst von beruflichen Nachrichten fernhältst, kannst du besser abschalten und am nächsten Tag konzentrierter und erholt arbeiten.
Steigerung der Produktivität: Grenzen zu setzen ermöglicht es dir, dich auf deine Hauptaufgaben zu konzentrieren und Ablenkungen zu minimieren. Dies hat eine effizientere Arbeitsweise und eine höhere Gesamtproduktivität zur Folge. Laut Forschung der Vanderbilt University führt das Setzen von klaren Grenzen zu einer besseren Arbeitsverwaltung, was die Leistung und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigert.
Beispiel: Du bittest darum, dass du während deiner Fokuszeiten nicht an Meetings teilnehmen musst bzw. dass wichtige Meetings nicht in diese Zeiten fallen.
Respekt und Professionalität: Wenn du in deinem Arbeitsumfeld klare Grenzen setzt und kommunizierst, steht das sowohl für Selbstrespekt als auch für Respekt gegenüber deinen Kolleg:innen. Dies fördert eine Kultur der Professionalität und des gegenseitigen Respekts, die für eine gesunde Arbeitsumgebung unerlässlich ist.
Förderung persönlicher Entwicklung: Wenn du Grenzen setzt, ist das auch ein Zeichen von Selbstbewusstsein und persönlicher Reife. Menschen, die ihre Grenzen kennen und verteidigen, entwickeln eine stärkere Selbstwahrnehmung und Selbstachtung, was wesentlich für das persönliche Wachstum ist.
Key Learning: Das bewusste Setzen und Kommunizieren von Grenzen schützt deine Gesundheit und trägt zum positiven Klima am Arbeitsplatz bei. Dies verbessert nicht nur dein individuelles Wohlbefinden, sondern auch die Effektivität und Harmonie innerhalb des Teams.
Praktische Tipps zum Setzen von Grenzen
Um effektiv gesunde Grenzen im Arbeitsleben zu setzen, haben wir fünf praktische Tipps für dich:
1. Klare Kommunikation: Sei klar und präzise, wenn du deine Grenzen kommunizierst. Nutze „Ich“-Aussagen, um deine Bedürfnisse und Erwartungen zu formulieren, ohne andere anzuklagen. Negatives Beispiel: „Ihr stört ständig meine Mittagspause mit unnötigen Anfragen, das muss aufhören.“ Positives Beispiel: „Ich fühle mich gestresst, wenn meine Mittagspause durch Arbeitsanfragen unterbrochen wird. Ich möchte darum bitten, dass wir die Mittagszeit als gemeinsame ungestörte Pause respektieren.“
2. Prioritäten setzen: Lerne, Nein zu sagen, wenn die Anforderungen deiner Kolleg:innen oder Vorgesetzten nicht mit deinen Hauptaufgaben oder deinem Wohlbefinden übereinstimmen.
3. Digitale Grenzen: Leg fest, zu welchen Zeiten du beruflich erreichbar bist, besonders in Bezug auf E-Mail und Instant Messaging.
4. Unterstützung suchen: Sprich mit Vorgesetzten oder der HR-Abteilung, wenn du Unterstützung beim Setzen und Aufrechterhalten deiner Grenzen benötigst.
5. Optimiere das Homeoffice durch räumliche Trennung
Mehr Tipps zur professionellen und respektvollen Kommunikation in der Arbeitswelt haben wir in diesem Artikel für dich zusammengestellt: Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz – Prinzipien und Tipps für die Praxis.
Beispiel: „Ich verstehe die Dringlichkeit dieses Projekts, aber meine aktuelle Arbeitslast lässt mir keinen Spielraum, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Ich muss mich auf meine Hauptaufgaben konzentrieren, um die Qualität meiner Arbeit sicherzustellen.“
Dieses Beispiel zeigt, wie du höflich und bestimmt Nein sagen kannst, ohne als arbeitsscheu dazustehen, wenn neue Anforderungen mit den eigenen Hauptaufgaben oder dem persönlichen Wohlbefinden nicht vereinbar sind.
Die Arbeit von zu Hause bietet Flexibilität, kann aber durch familiäre Störungen auch schnell unproduktiv werden: Auch in diesem Kontext ist es ratsam, die Sphären Familie und Arbeit zu trennen.
Um professionelle Grenzen zu wahren und die Produktivität zu steigern, kann ein Wechsel zu einem Coworking-Space eine effektive Lösung sein.
Die Coworking-Lösungen von Office Club bieten dir ein professionellen Arbeitsumfeld, das frei von den Ablenkungen des häuslichen Alltags ist.
Durch die Umsetzung dieser Tipps kannst du ein gesünderes Arbeitsumfeld schaffen, das dein Wohlbefinden und deine Produktivität fördert.
Fazit: Grenzen setzen – der Schlüssel zu einem gesunden Berufsleben
Das bewusste Setzen von Grenzen am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Selbstschutzmaßnahme, sondern auch ein Grundstein für dauerhafte berufliche Zufriedenheit und Produktivität: Deine Kolleg:innen sind nicht deine Familie – aber das sollen sie auch gar nicht sein! Indem du klar definierst und richtig kommunizierst, was du akzeptierst und was nicht, sorgst du für dein eigenes Wohlergehen und förderst ein Umfeld des Respekts und der Professionalität.
Du arbeitest im Homeoffice und möchtest Privat- und Berufsleben räumlich voneinander trennen? Dann sind die Coworking-Lösungen von Office Club sind möglicherweise genau das Richtige: Ob flexibler Arbeitsplatz oder feste Büroräume – entdecke bei uns den Arbeitsplatz, der zu dir und deinen Bedürfnissen passt.